Stefan Waghubinger

Von Petra Fischer

Stefan Waghubinger – Ich sag‘s jetzt nur Ihnen…

Im gut gefüllten Alten Amtsgericht hat Stefan Waghubinger, Träger des Kleinkunstpreises 2021 des Landes Baden-Württemberg, das Publikum begeistert.

Stefan Waghubinger ist Österreicher, lebt aber seit 32 Jahren in Deutschland. Deshalb betreibt er österreichisches Jammern und Nörgeln mit Deutscher Gründlichkeit.

Bei seinem allerersten Programm in Böblingen hatte er die Bühnenkleidung vergessen und musste in seiner Alltagskleidung auftreten. Damals lautetet der erste Satz in der Kritik des Böblinger Boten: „Man sieht es der Bühnenfigur von Waghubinger schon an, dass es das Leben nicht gut mit ihr meint.“ In diese Tradition passt auch seine aktuelle Rolle als pleitegegangener Bauunternehmer. In fast naiv-kindlicher Weise und mit treuem Dackelblick erzählt dieser, wie sein Psychotherapeut ihm geraten hat, Golf zur Entspannung zu spielen aber das funktioniert nicht so richtig, denn: „diese riesigen unbebauten Grundstücke in bester Lage machen einen ganz depressiv“. Er erzählt vom Burnout, das man nicht einfach so kriegt wie ein Virus, „so ein Burnout muss man sich erarbeiten.“ Und davon wie heutzutage richtig und falsch so schnell wechseln dass einem Opportunisten ganz schwindlig wird.

Er lässt sich aus über den Unterschied zwischen Realitätsleugnern und Realitätsverweigerern: „Du weißt, dass Rauchen tödlich sein kann, und tust es trotzdem. Dann bist Du ein Realitätsleugner. Wenn Du trotzdem 100 Jahre alt wirst, bist Du ein Realitätsverweigerer.“ Und darüber, warum wir Politiker für 4 Jahre ins Parlament wählen, denen wir nicht einmal einen Handyvertrag für 2 Jahre abkaufen würden. Eine Umkreisung der wirklich wichtigen Dinge, warum es so viel davon gibt und warum wir so wenig davon haben.

In seinem vierten Soloprogramm rüttelt Waghubinger an Türen, begegnet Plüschelefanten und antiken Göttern, schießt auf Rasenroboter und ist endlich einmal ein Gewinner. Kein Wunder, spielt er doch gegen sich selbst Monopoly. Dabei kommt er auf die spieltheoretische Einsicht; „Wenn man beim Würfeln kein Glück hat, muss man sich beim Würfeln mehr anstrengen“.

Wieder einmal entstehen Geschichten mit verblüffenden Wendungen, tieftraurig und zum Brüllen komisch. Zynisch und warmherzig, banal und zugleich erstaunlich geistreich.

Zurück